29.11.2016

Stahlherstellung ohne Koks? – Der Vordenker bekommt neue Dimensionen

Zwei Schülergruppen des Schulzentrums an der Alwin-Lonke-Straße in Bremen-Grambke reichten in diesem Jahr Projekte für den Vordenker-Wettbewerb ein. Das Besondere: Beide Projekte behandeln Themen, die auf der Hütte allgegenwärtig sind. Am 01. November 2016 lud Vorstandsvorsitzender Dr. Dietmar Ringel die Schüler in unser Werk ein, um ihre Ideen zu diskutieren und ihnen die Möglichkeit zu geben, sich die Betriebe im Werk anzusehen, die für ihre Projekte relevant sind.

Nico Spiske und Joel Stoll belegen Physik nur als Wahlpflichtkurs, doch was sie unter der Anleitung von Lehrer Timo Dansauer erarbeitet haben, hat schon fast akademisches Niveau. Mit Hilfe eines selbstgebauten Levitationsofens haben sie eine Methode entwickelt, CO2-neutral Stahl herzustellen. In dem Levitationsofen wird im Innern einer elektromagnetischen Spirale ein Kraftfeld erzeugt in dem das Material schwebt. Schwebend wird es erhitzt und schmilzt. Da kein Koks gebraucht wird entsteht bei der Schmelze kein CO2. Bedeutet die Entdeckung der beiden Nachwuchswissenschaftler nun eine Revolution in der Stahlindustrie? Leider nicht, denn allein unser Hochofen 2 produziert täglich 7.000 t Stahl, die nicht ohne weiteres zum Schweben gebracht werden, erklärte Dr. Ringel den Schülern. Levitationsöfen seien tatsächlich schon in Gebrauch, allerdings in der Produktion von kleineren Mengen Material, wie etwa bei Legierungen. Nichtsdestotrotz stellten die beiden Abiturienten ein beeindruckendes Projekt vor, welches auch gleich mit der Förderungszusage  belohnt wurde. Für Nico ist außerdem klar, dass es für ihn nach der Schule mit einem Physikstudium weitergehen wird. 

Das zweite Projekt wurde von den angehenden Gebäudereinigern im zweiten Lehrjahr erdacht. Sie haben sich mit dem Blick auf Ressourcenschonung damit beschäftigt, wie man tensidhaltige Abwässer wiederverwenden kann. Experimente bestätigten ihre Vermutung, dass sich die Abwässer hervorragend als Düngemittel verwenden lassen. Besonders interessant für ArcelorMittal Bremen ist allerdings die zweite  Recyclingmöglichkeit. Weitere Experimente ergaben, dass die Flüssigkeit sich gut zur Staubbindung, unter anderem von Sinterstaub, eignet.  Die Idee der Schüler ist, tensid-haltige Abwässer in der Sinteranlage, auf den Erzhalden und den Zufahrtsstraßen zur Staubbindung einzusetzen. Generell wäre dies durchaus sinnvoll, allerdings seien die Transport- und Investitionskosten, um das Abwasser im Betrieb einzusetzen sehr hoch, gab Dr. Ringel zu bedenken.

„Wenn wir bei ArcelorMittal Bremen von Vordenkern reden, dann stellen wir uns solche Projekte vor. Es wurden reale Probleme betrachtet und versucht Lösungen im Sinne des Umweltschutzes zu finden“, so Dr. Dietmar Ringel. 

Nach der Diskussion konnten die Schüler den Hochofen und die Sinteranlage besichtigen, um sich ein Bild von den Bereichen zu machen, um die es in ihren Projekten geht. Für Jenny Taggeselle von den Gebäudereinigern war der Besuch sehr aufschlussreich. „Wir wollen das Projekt auf jeden Fall weiterentwickeln. Wenn wir hier durch die Anlage gehen, kommen mir schon Ideen, wie und wo die Tensid-haltigen Abwässer eingesetzt werden könnten.“ 

 

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